Lampertheim, 10.05.2015

Kunststoffschlauch statt Sandsäcke

ÜBUNG - Deichexperten des Regierungspräsidiums und Lampertheimer Wasserwehr testen verschiedene Deichsysteme

LAMPERTHEIM - Zwölf Kilometer beträgt die Länge des Rheindeichs, die von der Stadt Lampertheim betreut wird. Im Bedarfsfall, bei Hochwasser, wird diese Deichlänge durch die Deichwacht der Technischen Betriebsdienste in regelmäßigen Schichten überwacht – entstehen Schäden, werden die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk ins Rennen geschickt. Kommt es zum Ernstfall, ist es wichtig, dass die Helfer des Katastrophenschutzes auf entsprechende Hilfsmittel zurückgreifen können. Am Samstagvormittag hatten die Deichexperten des Regierungspräsidiums Darmstadt und die Lampertheimer Wasserwehr, bestehend aus Feuerwehr und Technischen Betriebsdiensten, daher eine öffentliche Deichschutzübung initiiert: Auf dem Parkplatz Fährhaus in der Biedensandstraße wurden drei verschiedene Systeme zum Deichschutz aufgebaut und begutachtet, die Herstellerfirmen der jeweiligen Systeme waren ebenfalls vor Ort, um Auskunft zu geben.

„Grundsätzlich unterhält das Regierungspräsidium den Deich, für den es auch zuständig ist. Das ist keine kommunale Aufgabe, die Stadt ist hierbei nur ausführendes Organ“, betonte Stadtbrandinspektor Klaus Reiber im Gespräch mit unserer Zeitung. Um im Ernstfall auf geeignete Deichschutzsysteme zurückgreifen zu können, hatte sich die Stadt Lampertheim im Vorfeld gekümmert und drei Anbieter von Deichsystemen engagiert, die von den Übungsteilnehmern aufgebaut und bewertet wurden.

Beim ersten System handelte es sich um „Aquariwa“, auch bekannt als Frankfurter Tonne. „Das ist ein System aus Kunststofftonnen, die mit Folien gefüllt sind, die zum Beschweren und Abdichten wiederum mit Wasser befüllt werden“, erklärte Reiber. Beim zweiten System, einem sogenannten Mobildeich, handelte es sich um ein Schlauchsystem, das ebenfalls mit Wasser gefüllt wird, und das dritte System war ein Gittersystem mit Stahlgittern und Geotextil, das mit Sand befüllt wird. „Auf Letzteres greifen wir in Lampertheim bereits zurück. Insgesamt sind 800 Meter des Systems sofort für Einsätze verfügbar“, betonte Reiber. Da die Verwendung geeigneter Systeme allerdings vom Bedarfsfall und der Situation abhängig sei, sei es wichtig, auch Alternativsysteme zu kennen. „Es gibt bei Hochwasser kein Universalgerät, das überall hilft. Man muss immer abwägen, was es gibt, was Sinn macht und wo man was einsetzen kann“, so der Stadtbrandinspektor. Wichtig sei unterdessen eine einfache Konstruktion der Systeme, die unter Umständen auch nachts um 3 Uhr aufgebaut werden müssten. Neben den drei Systemen waren am Samstagvormittag auch Sandsackfüllmaschinen im Einsatz, der Sandsack zähle nach wie vor zum kleinsten Standardgerät im Hochwasserschutz. „Der Vorteil des Sandsackes ist, dass er sehr flexibel einsetzbar ist. Seine Verwendung ist aber sehr personalintensiv und mit großem Kraftakt verbunden“, erklärte Reiber, der betonte, dass die Wahl des Deichschutzsystems immer vom Schadensbild abhängig sei.

„Bei der Übung wirkten Einsatzkräfte aus der ganzen Umgebung mit. Aus Lampertheim sind es Einsatzkräfte der Feuerwehr-Mitte, aus Hofheim, von der DLRG und dem Technischen Hilfswerk. Insgesamt sind 72 Helfer vor Ort; interessierte Besucher, die ebenfalls eingeladen waren, sind leider kaum erschienen“, so Reiber, der betonte, dass eine solche Übung immer Erkenntnisse bringe. Es sei nicht vergleichbar, beispielsweise im Internet über ein System nachzulesen, oder es einmal selbst aufzubauen und selbst abwägen zu können. „Das ist ein Riesenunterschied, wenn man das mal selbst vor Augen hat“, berichtete der Stadtbrandinspektor abschließend.

Text: Lampertheimer Zeitung

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